Vom hohen Wert der Diplomatie

Nichts ist schwieriger zu schreiben als die Geschichte eines anhaltenden Erfolgs. Sie wirkt auf dem Papier im krassen Gegensatz zur Wirklichkeit leicht monoton und verkehrt damit die Qualität der Ereignisse in ihr Gegenteil. Musiker werden, besonders wenn sie aus Berlin kommen, auswärts an strengen Maßstäben gemessen: man betrachtet sie als Botschafter ihrer Stadt und gar ihres Landes. Die zwölf Cellisten hatten mit dieser Rolle nie Schwierigkeiten, sie haben sie perfekt ausgefüllt. Was den diplomatischen Rang musikalischer Ensembles betrifft, dürften sie unangefochten die Spitze halten.

Wie oft wurden sie zu Präsidentenempfängen geladen; Staatsoberhäupter sollten sie zu Auslandsreisen begleiten. Wem sonst ist es schon gelungen, im Allerheiligsten des japanischen Staatswesens, im Kaiserpalast von Tokio, zu konzertieren? Die Zwölf waren dort schon fünfmal eingeladen und wurden dabei sogar von Ihrer Majestät, der Kaiserin Michiko am Flügel begleitet. Sie waren mit von der Partie, als Richard von Weizsäcker 1988 Schweden einen Staatsbesuch abstattete.

Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker

Sie haben ihre Anhänger und ihre Lobby in den höchsten Etagen dieser Republik, sie genießen Ansehen und Vertrauen, und an sie wendet man sich auch, wenn es um die Organisierung wirksamer und schneller Hilfe geht. Sie gaben ein Benefizkonzert für die Erdbebenopfer im japanischen Kobe; in Frankfurt/Main spendeten sie ihre Konzerteinnahmen für den Kampf gegen die Multiple Sklerose; sie widmeten ihren Auftritt der großen Jacqueline du Pré, die an dieser schrecklichen Krankheit starb; sie spielten in Potsdam zugunsten des Hoftheaters im Neuen Palais.

Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker