Fettnäpfchenrekord

Der Moderations-Tiefpunkt des Georg Faust

Juni 2000. Von überallher sind Vertreter von Sparkassen nach Berlin gekommen, um den „Weltsparkassentag“ zu feiern. Ein Höhepunkt soll das Festkonzert der 12 Cellisten im Kammermusiksaal der Philharmonie werden. Kurz vor dem Konzert wenden sich die Veranstalter an Georg Faust:

„Sie führen ein bisschen durchs Programm?“
– Ja. –
„Sehr schön, eh, es sind so viele internationale Gäste da, könnten Sie Deutsch und Englisch sprechen?“
– Ja, ich versuch’s … –
„Ach übrigens, die spanische Königin ist anwesend, könnten Sie diese bitte extra begrüßen?“
– Aber gerne. –
„Und Sie könnten ihr doch sicher am Schluss diesen Blumenstrauß überreichen?“
– Ja, selbstverständlich. –

Einspielen fürs Konzert entfällt heute, Georg entwirft schnell ein spontanes Moderationskonzept. Nicht vergessen: Sparkassentag, spanische Königin … „Ich fühlte mich in dem Moment völlig überfordert. Ich fragte Olaf Maninger, ob er nicht vielleicht moderieren … oder Martin … und Christoph wollte doch immer schon mal …? Nein?“

Georg greift also zum Mikrofon und begrüßt frohgelaunt die Teilnehmer des Weltsparkassentags zur „Sparkassentagung“, worauf der für das Engagement zuständige Cellist Martin Menking innerlich zusammenbricht. „Dann wusste ich nicht, was Sparkasse auf Englisch heißt. Ich probierte es mal mit: Welcome to the German Sparkasse. Da haben alle noch gelacht.“

Nun ging er daran, die spanische Königin zu begrüßen. Und dann elegant einen Bogen zur Musik zu schlagen. Georg erzählt, dass das spanische Königshaus ein Stradivari-Quartett besitze – zwei Violinen, eine Bratsche und ein Cello. Überleitung geglückt. Es sei eine Ehre, auf solchen Instrumenten spielen zu können, die 12 Cellisten seien stolz, in ihrem Ensemble ebenfalls ein Stradivari-Instrument zu haben. Das Instrument wird stolz hoch gehoben und den rundum sitzenden Zuhörern präsentiert. Erstaunen und Anerkennung sind zu vernehmen. Georg spricht noch allgemein über Instrumente und deren Preise, und erläutert schließlich, dieses Stradivari sei eine Leihgabe der Deutschen Bank!

„Das kam gar nicht gut an. Im Saal setzte ein unheilvolles Raunen und Getuschel ein.“ Die Cellisten möchten geschlossen im Bühnenboden versinken. Das Konzert kommt hingegen gut an. Der Weltsparkassentag ist begeistert. Georg überreicht galant die Blumen an die spanische Königin Sofia.

Er lässt sich allerdings hinreißen, zum Abschluss noch ein paar nette Worte zu sagen, und ehe es die Kollegen verhindern können, erzählt er den kräftig applaudierenden Zuhörern, er hätte gar nicht gedacht, dass ein Kongresspublikum so begeisterungsfähig sei! „Es war der Tiefpunkt meiner Moderationskarriere. Hinterher habe ich mir geschworen, nie wieder ein Mikrofon in die Hand zu nehmen.“

Nach dem Konzert lobten Zuhörer die „unterhaltsamen“ Worte, die spanische Königin lud die Cellisten an den spanischen Hof ein, und zwei Wochen später rief die Dame vom Sparkassenverband an und erzählte, der Direktor sei so begeistert gewesen, man wolle die 12 unbedingt wieder engagieren …