Privatmaschine nach Bordeaux

Kammermusikfestspiele in Bordeaux unter Mitwirkung der "12 Cellisten der Berliner Philharmoniker", 6. Mai 1979. Geplante Ankunft am Tage zuvor, Weinsheimer hatte eine Plattenfirma sowie das "ZDF" eingeladen, die Termine waren mit denen des Gesamtorchesters, wie immer, genauestens abgestimmt, so konnte nichts passieren, und es passierte doch. Denn Karajan benötigte noch eine weitere, nicht vorgesehene Sitzung mit der Folge, daß die "12" nicht am Vortag mit dem gebuchten Linienflugzeug in Bordeaux eintreffen konnten. Für den nächsten Morgen, einen Sonntag, aber gab es kein Linienflugzeug, das die Cellisten rechtzeitig zu ihrem Ziel gebracht hätte.

Also Absage? Eine veritable Panne? Sie wurde zur "Beinahe-Panne". Nicht nur Karajan sondern auch Weinsheimer und seine Mannen vermochten zu improvisieren, setzten alle Hebel in Bewegung, um doch noch zu der so entfernten Stadt an der Garonne zu gelangen. In letzter Minute charterten sie mit dem nun einmal notwendigen Glück eine Privatmaschine, eine "Fokker-Friendship" mit 40 Plätzen, die in Hamburg bereitstand und die "12" samt der "ZDF"-Mannschaft und den Vertretern der Plattenfirma pünktlich nach Bordeaux brachte. Kostenpunkt: DM 20 000, die zur Hälfte von der Plattenfirma, zur anderen von den Musikern übernommen wurde. "The show must go on", auch wenn es diesmal teuer zu stehen kam.

Dafür als "Belohnung" ein besonderes Erlebnis: Man fand sich auf einem reizvoll gelegenen Weinschloß "D'Issan" außerhalb von Bordeaux ein, spielte in einer Art oberirdischen Rotweinkeller, genoß die herrliche Landschaft, viel Musik (nachmittags ein Moskauer Streichquartett, abends die "12"), dazu den besten aller Bordeaux-Weine und selbstverständlich auserlesenste Produkte der berühmten französischen Küche, die zwischen und nach den Darbietungen der beiden Kammerorchester dargeboten wurden.

Daß die "12" trotz aller kulinarischen Genüsse zur größten Form aufliefen (Beweis: die "ZDF"-Sendung "Aspekte"), um anschließend bei einem weiteren nächtlichen Empfang erneut dem französischen Wein - diesmal ausgiebig - zu huldigen, zeugte sowohl von ihrer künstlerischen wie alkoholischen Standfestigkeit. Am nächsten Morgen Rückkehr wieder mit der Privatmaschine, diesmal via Hannover.